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Hongkong – Vor dem Abflug nach Hongkong führte Kristina Vogel der Weg in das Nagelstudio ihres Vertrauens. Dort ließ sich die 26 Jahre alte Erfurterin ihre Glücksbringer lackieren: die sogenannten Spirit Fingers in Schwarz-Rot-Gold.

«Die Nägel sehen ein bisschen aus wie eine brennende Flamme. Und ich will in Hongkong die Bahn brennen lassen», verkündete Vogel voller Selbstbewusstsein vor den am Mittwoch beginnenden Bahnrad-Weltmeisterschaften in der einstigen britischen Kronkolonie.

Zweimal Olympia-Gold und sieben WM-Titel kann Vogel inzwischen stolz vorweisen. Doch das genügt der Thüringerin noch lange nicht. «Ich bin weiter durstig nach Siegen und habe einige Rechnungen offen», sagte Vogel und ergänzte: «Auf der anderen Seite probiere ich, locker zu bleiben und mich nicht verrückt zu machen. Die Jahre bis Tokio 2020 werden noch lang.» Olympia ist schon wieder das Fernziel, in Japan will Vogel nach den Olympiasiegen im Teamsprint 2012 und im Sprint 2016 nochmals um Gold fahren.

In Hongkong hat die Grande Dame des Bahnradsports wieder drei Medaillenchancen. Gleich zum Auftakt winkt am Mittwoch zusammen mit Miriam Welte aus Kaiserslautern eine Medaille im Teamsprint – vielleicht sogar Gold wie von 2012 bis 2014 und beim ersten Olympia-Triumph in London. Beim Weltcup im Februar in Cali präsentierte sich das Duo bärenstark. Die 30-jährige Welte hat auf ihre alten Radsport-Tage nochmals zur Höchstform gefunden und glänzte dort mit persönlicher Bestzeit. «Mit dem Niveau können wir um den Titel fahren», meinte Bundestrainer Detlef Uibel.

Auch in Sprint und Keirin geht der WM-Titel wohl nur über Vogel. «Momentan scheint Kristina vom anderen Stern und wird sicher nur schwer zu schlagen sein. Wichtig ist, dass der Druck auf ihren Schultern sie nicht übermannt und sie ihre Art, Radrennen zu bestreiten, voll entfalten kann», sagte der viermalige Weltmeister Maximilian Levy aus Cottbus über seine Teamgefährtin aus dem Team Erdgas.2012. «Kristina ist trotz ihrer Erfolge weiterhin hoch motiviert und konzentriert», sagte Uibel über seine Vorzeigeathletin.

Sorgen gab es im Vorfeld um Doppel-Weltmeister Joachim Eilers aus Chemnitz. Beim Titelträger von London im Keirin und dem 1000-Meter-Zeitfahren wurde zunächst Pfeifersches Drüsenfieber diagnostiziert, jetzt geht er aber doch an den Start. «Mal sehen, wozu die kurze Zeit reicht», sagte Uibel.

Kaum eine sichere Prognose ist auch zum deutschen Bahnrad-Vierer möglich. Nach Platz fünf in Rio verzichtete der Vierer auf alle Weltcups. «Unser Fokus sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Da wollen wir eine Medaille. Wir setzen auf einen langfristigen, ruhigen Aufbau. Eventuell gehen wir einen Schritt zurück, um dann zwei Schritte nach vorne zu machen», erklärte Bundestrainer Sven Meyer.

Bis zum Sonntag fallen an den fünf WM-Tagen 20 Entscheidungen. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) ist mit Ausnahme des neu im Programm stehenden Madison für Frauen in 19 Wettbewerben qualifiziert. Im 21-köpfigen Aufgebot stehen in Pauline Grabosch (Erfurt), Franziska Brauße (Öschelbrunn), Laura Süßemilch (Biberach), Marc Jurczyk (Erfurt) und Jasper Frahm (Buxtehude) fünf Neulinge.

Fotocredits: Felix Kästle
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