Oudenaarde – John Degenkolb erwies sich als guter Teamkollege und treuer Helfer bei «Flanderns Schönster». Ohne große eigene Ambitionen war der Radprofi aus Oberursel bei der 102. Auflage der Flandern-Rundfahrt in Belgien an den Start gegangen.
Am Ende konnten sich Degenkolb und sein US-Team Trek-Segafredo über den zweiten Platz des jungen Dänen Mads Pedersen freuen. Zwölf Sekunden nach dem Niederländer Niki Terpstra, der eine 18 Kilometer lange Soloflucht mit dem prestigeträchtigen Sieg krönte, rollte der erst 22-jährige Däne bei seinem «Ronde»-Debüt nach 266 Kilometern in Oudennaarde über den Zielstrich. «Das war eine Glanzleistung, die er da aus dem Hut gezaubert hat. Das macht einen schon ein wenig stolz», sagte Degenkolb nach dem Rennen bei «cyclingmagazine.de» und schob nach: «Ein zweiter Platz – da kann man nicht meckern.»
Etwaige eigene Siegchancen musste Degenkolb beim Ritt über 18 der giftigen Anstiege («Hellinge») und fünf Kopfsteinpflaster-Abschnitte knapp 45 Kilometer vor dem Ziel begraben. «Am Koppenberg bin ich sprichwörtlich explodiert. Ich habe vorher den Motor etwas überhitzt und habe mich davon nicht mehr erholt», bilanzierte der 29-Jährige. Mit 3:40 Minuten Rückstand auf Sieger Terpstra kam Degenkolb als 32. ins Ziel.
Bester Deutscher wurde der Kölner Nils Politt aus dem Katusha-Alpecin-Rennstall als 17. bei einem Rückstand von 73 Sekunden auf Terpstra. Mit dem 33-Jährigen durfte erstmals nach Adrie van der Poel im Jahr 1986 wieder ein Niederländer über einen Sieg bei der «Ronde» jubeln. «Paris-Roubaix und jetzt die Flandern-Rundfahrt zu gewinnen – das war schon als Kind ein Traum von mir. Ich kann nicht beschreiben, wie glücklich ich bin», sagte Terpstra nach seinem zweiten Sieg bei einem der so genannten Monumente des Radsports. 2014 siegte der Quick-Step-Profi bereits bei Paris-Roubaix und gilt dort am kommenden Sonntag als einer der Topfavoriten.
Im altehrwürdigen Velodrom von Roubaix gewann ein Jahr nach Terpstra auch Degenkolb, wie wenige Wochen zuvor beim italienischen Radsport-Monument Mailand-Sanremo. Bereits vor der «Ronde» hatte der im März durch eine Bronchitis ausgebremste Degenkolb angekündigt, seine volle Konzentration auf den nordfranzösischen Kopfsteinplaster-Klassiker zu richten. Mit Weltmeister Peter Sagan aus dem deutschen Bora-hansgrohe-Rennstall werden Degenkolb, Terpstra und Co. dann auf einen weiteren siegeswilligen und hoch motivierten Widersacher treffen. Als Sechster verpasste der Slowake seinen zweiten Sieg in Flandern nach 2016. «Die Beine waren gut, aber das hat heute nicht gereicht. Ich denke nun schon an Roubaix, denn meine Form ist sehr gut», erklärte Sagan mit Blick auf die «Hölle des Nordens».
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(dpa)