Spätestens, wenn man einmal eine ebene Strecke bei vollem Gegenwind mit einer höheren Geschwindigkeit als 20 km/h entlanggefahren ist, lernt man jeden Flecken Windschatten zu schätzen. Denn ab dieser Geschwindigkeit ist der Luftwiderstand größer als alle anderen Widerstände. Um so größere Bedeutung hat der Windschatten beim Spitzensport, den größten und strapazenreichsten Radrennen der Welt. Bei Rennen im Team bieten sich einer strategisch denkenden Mannschaft jedoch viele Möglichkeiten, den Windschatten maximal auszunutzen.
Eine besonders facettenreiche Formation ist der sogenannte Belgische Kreisel. Dieser besteht aus zwei Reihen, von denen die rechte Reihe langsamer fährt als die linke. Ist der vorderste Fahrer der linken Reihe etwa einen Meter vor dem der rechten Reihe, lässt er sich langsam nach rechts fallen, übergibt seinem Hintermann die Führung der linken Reihe und bildet fortan die Führung der rechten Reihe, bis der Vordermann der linken Reihe wiederrum seinen Platz einnimmt und nach und nach nach hinten rutscht. Am Ende der rechten Reihe angelangt, lenkt der Fahrer nach links und kämpft sich dort wieder bis an die Spitze durch. Diese Taktik hat jedoch auch ihre Nachteile: Alle Fahrer des Teams müssen in etwa gleich stark sein, da jeder Fahrer gleich lang dem vollen Gegenwind ausgesetzt ist. Bei der Tour de France beispielsweise wird diese Taktik zu Gunsten der Top-Sprinter kaum noch angewandt.
Eine einfachere, aber nicht weniger effektive Formation ist die einfache Reihe, in der jeder im Windschatten seines Vordermanns fährt. Der führende Fahrer lässt sich nach etwa 250 Meter an das Ende der Reihe fallen und überlässt seinem Hintermann die Führung. Bei seitlichem Gegenwind versetzt sich die Reihe entsprechend dem Wind, so dass der Hintermann jeweils links oder rechts vom Vordermann versetzt fährt. Wird diese Formation gezielt am Strassenrand aufgebaut, um nur einer bestimmten Anzahl an Fahrer die Teilnahme an der Gruppe zu ermöglichen, nennt man diese Taktik auch „auf der Windkante abhängen“.
Es existieren natürlich noch viele weitere Taktiken, deren namentliche Nennung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. So gut wie alle weiteren Taktiken beruhen jedoch wesentlich auf den hier genannten Prinzipien des Windschattenfahrens.
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