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Bologna – Zumindest die Musikauswahl ist schon geklärt. Der Ballermann-Hit «Mama Laudaaa» wird bei Deutschlands neuem Radstar Pascal Ackermann wieder durch den Teambus dröhnen, wenn er erstmals beim Giro d’Italia an den Start geht.

Ansonsten ist die erste Grand Tour für den 25-Jährigen eine Reise ins Ungewisse. «Ich weiß nicht, was mich erwartet, weil ich es noch nie mitgemacht habe. Ich habe Respekt vor den Bergen, vor drei Wochen am Stück», sagt Ackermann der Deutschen Presse-Agentur.

Aus sportlicher Sicht muss sich der Pfälzer vor dem Start der 102. Italien-Rundfahrt in Bologna eigentlich keine Sorgen machen. Mit seinem Sieg beim deutschen Klassiker Eschborn-Frankfurt am Maifeiertag hätte die Generalprobe nicht besser verlaufen können. «Ich kann nicht behaupten, dass ich nicht gut in Form bin. Ich habe hart trainiert dafür», sagt Ackermann, der sich ein klares Ziel gesetzt hat: «Mindestens ein Etappensieg.»

Einfach wird es aber nicht. Die derzeit weltbesten Sprinter wie der italienische Meister Elia Viviani, die zweimaligen Tour-Etappengewinner Fernando Gaviria (Kolumbien) und Arnaud Demare (Frankreich) oder Caleb Ewan (Australien) sind am Start. Nur die deutschen Konkurrenten Marcel Kittel (30) und André Greipel (36) fehlen, allerdings gehören die langjährigen Sieggaranten in diesem Jahr nicht (mehr) zur Weltspitze.

Es sind die jungen Fahrer wie Ackermann, Nils Politt (Zweiter bei Paris-Roubaix) und Maximilian Schachmann (Dritter in Lüttich), die für Furore sorgen – allesamt übrigens aus dem Jahrgang 1994. «Abgelöst haben wir die Alten nicht. Es sind aber jetzt junge, ambitionierte Fahrer, die nachrücken. In ein, zwei Jahren kann man wirklich sagen, ob es der Generationswechsel war», betont Ackermann, der für seinen Teamchef Ralph Denk zu den «herausragenden Talenten» im Radsport zählt.

Wohl wahr, der Blondschopf hat seit seinem Profidebüt 2017 eine steile Karriere hingelegt. Im vergangenen Jahr holte er neun Siege und 19 Podiumsplatzierungen. In diesem Jahr sind es auch schon wieder drei Erfolge – trotz einiger Stürze. «Gerade nach dem letzten Jahr denke ich, dass ich langsam in der Weltspitze angekommen bin», sagt Ackermann. Nur ein Erfolg bei einer großen Rundfahrt fehle noch.

Das deutsche Meistertrikot hat er bereits im vergangenen Jahr geholt, seitdem habe sich sein Standing im Feld schlagartig verändert. «Man kriegt auch mal die Lücke aufgemacht, die sonst geschlossen bleibt», sagt er. Das gilt auch für das gesamte Team von Bora-hansgrohe, das längst keine One-Man-Show von Superstar Peter Sagan ist. Die Zusammenarbeit mit dem dreimaligen Weltmeister verlaufe perfekt, auch wenn sie selten gemeinsam bei den Rennen starten. Dafür sind sie zu ähnlich. Auch Ackermann sieht sich nicht als der reine Sprintertyp. Er bevorzuge es, wenn die Rennen schwieriger seien, erklärt er und schielt auf Klassiker wie Mailand-Sanremo.

Die Tour de France ist in diesem Jahr noch kein Thema. «Zwei Grand Tours wären im ersten Jahr zu viel», betont der Youngster. Die volle Konzentration gilt dem Giro. Glaubt man Politt, ist in Italien einiges von Ackermann zu erwarten: «Pascal ist in Giro-Form.» Mit einer Sache muss Ackermann aber dann doch aufräumen, auch wenn im Bus «Mama Laudaaa» rauf- und runterläuft. «Ich höre in meiner Freizeit keinen Schlager.»

Fotocredits: Arne Dedert
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