Quito – Der erstmalige Erfolg eines Ecuadorianers beim Giro d’Italia durch Richard Carapaz ist in dem südamerikanischen Land euphorisch zelebriert worden. Von der Zeitung «El Universo» wurde der Radprofi als «unsterblicher Held aller Zeiten» gefeiert.
«Historischer Meistertitel!», schrieb indes «La Hora». Über 1000 Menschen hatten sich auf dem wichtigsten Platz in Carapaz‘ Heimatort Tulcan versammelt, um die letzte Etappe des Giro mitzuverfolgen. In der ländlichen Umgebung des bergigen Ortes in Nordecuador hatte Carapaz in seiner Kindheit die drei Kühe seiner Eltern geweidet.
Richard Carapaz gilt in Ecuador als Vorbild eines Profis bescheidener Herkunft, der mit Herz und Willen das Radfahren in der grünen Landschaft seiner Heimat erlernte. Als Kind wurde ihm sein Fahrrad gestohlen. Sein Vater, ein Landwirt in der Provinz Carchi, der auch Alteisen verkaufte, fand Ersatz: ein altes BMX-Fahrrad ohne Reifen, Sitz oder Bremsen. Auf dem blauen Fahrradskelett radelte er durch die bergige Landschaft.
«Diese Landschaft ist perfekt zum Trainieren», sagt Carapaz auf einem Video über seine Kindheit. Carchi hat eine Durchschnittshöhe von 3461 Meter, mit großen Höhen- und Temperaturschwankungen. «Das Leben auf dem Land ist hart. Es lehrt, stark und diszipliniert zu sein», sagte seine Mutter, Ana Luisa Montenegro. Carapaz bekam den Spitznamen «Locomotora» («Lokomotive») wegen seiner in den Bergen erworbenen Fähigkeit, steile Ansteige hinaufzuklettern. Das blaue Fahrrad steht noch als Reliquie in der Familienwohnung.
Fotocredits: Alessandro Di Meo
(dpa)